Am 20. März endet die Homeoffice-Pflicht. Arbeitgeber:innen sind damit nicht mehr verpflichtet, ihren Angestellten das Arbeiten von zuhause aus zu ermöglichen. Wir haben 7 Tipps, wie du deine Vorgesetzten trotzdem vom Homeoffice überzeugst.
Am 20. März endet die Homeoffice-Pflicht
Am 20. März läuft die Homeoffice-Pflicht aus. Bis dahin waren Arbeitgeber:innen verpflichtet, ihren Beschäftigten das Arbeiten im Homeoffice zu ermöglichen, wenn sie Büroarbeit oder vergleichbare Tätigkeiten ausüben und es keine zwingenden Gründe dagegen gibt. Das ist jetzt vorbei, ab dem 20. März können Arbeitgeber:innen von ihren Angestellten wieder erwarten, im Büro zu erscheinen. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) warnte davor, den Schutz vor einer Corona-Infektion am Arbeitsplatz – besonders angesichts der aktuell steigenden Zahlen – zu vernachlässigen. Zudem genießen viele die Vorteile des Arbeitens in den eigenen vier Wänden: Laut einer Studie der DAK arbeitet die Hälfte der Befragten (54%) lieber von zuhause aus als im Betrieb. Vorzüge des Homeoffice sind laut den Befragten der Zeitgewinn durch das Wegfallen des Arbeitsweges (68%), die bessere Vereinbarkeit von Job und Familie (77%, besonders relevant war dieser Punkt für Befragte mit Kindern unter 12 Jahren) und die bessere Verteilung der Arbeit über den Tag (65%).
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Kritisiert wurden von den Befragten die fehlenden Möglichkeiten, sich mit Kolleg:innen persönlich auszutauschen (75%) und der fehlende Zugang zu benötigten Arbeitsunterlagen (41%). Besonders jungen Menschen fiel es außerdem schwer, Berufliches und Privates im Homeoffice zu trennen (50% der Befragten unter 30). Für die Studie wurden zwei repräsentative Befragungen mit 7.000 bzw. fast 6.000 Teilnehmer:innen vor bzw. während der Pandemie analysiert. Die erste Befragung fand im Dezember 2019 statt, die zweite im April 2020.
Unternehmen schätzen die Produktivität im Homeoffice deutlich geringer ein als Arbeitnehmer:innen
Die Mehrheit (59%) der Befragten der DAK-Studie gab an, im Homeoffice produktiver oder eher produktiver zu arbeiten als im Büro. Zu ganz anderen Ergebnissen kam eine repräsentative Studie der Stiftung Familienunternehmen. Der Unterschied: In der Studie wurden Unternehmen befragt und nicht Arbeitnehmer:innen. 27% der Unternehmen verzeichneten eine geringere Arbeitnehmerproduktivität durch das Homeoffice, nur 5,7% sahen eine Steigerung in der Produktivität ihrer Angestellten. 30,4% bemerkten keine Veränderung, für den Rest war das Konzept Homeoffice nicht relevant. Obwohl Arbeitnehmer:innen dem Konzept des Homeoffice mehrheitlich viel abgewinnen können, ist nicht jede:r Chef:in derselben Meinung, viele Unternehmen sind dem Modell Homeoffice gegenüber skeptisch. Wie kann man seine:n Vorgesetzte:n in diesem Fall überzeugen? Unsere Tipps für ein erfolgreiches Gespräch.
Tipp 1: Nimm die Argumente deines Gegenübers ernst
Zunächst ist es wichtig, sich im Gespräch auch in den Chef oder die Chefin hineinzuversetzen. Warum hat er oder sie Vorbehalte gegenüber dem Homeoffice, sind diese womöglich gerechtfertigt? Sich auf Augenhöhe zu begegnen und die Argumente des anderen ernst zu nehmen ist die Grundlage für ein erfolgreiches Gespräch. Hat dein:e Vorgesetzte:r dir seine oder ihre Bedenken bezüglich des Arbeitens von zuhause mitgeteilt, weißt du, woran du bist und kannst auf die Argumente eingehen. Befürchtet dein:e Chef:in beispielsweise, dass du im Homeoffice nicht so produktiv bist wie im Büro oder dass du nicht so gut zu erreichen bist, könntest du eine Probezeit vorschlagen, in der du im Homeoffice arbeitest. Nach Ablauf dieser Zeit kann dann besprochen werden, wie zufrieden dein:e Chef:in mit deiner Arbeit war und was noch optimiert werden könnte. Hast du bereits über längere Zeit zuhause gearbeitet, sprich mit deinen Vorgesetzten darüber, ob sie zufrieden mit deiner Leistung waren und welche Bedenken sie haben, dich weiter im Homeoffice arbeiten zu lassen.
Tipp 2: Kommuniziere deine Beweggründe ehrlich
Warum ist Heimarbeit auch weiterhin attraktiv für dich? Sprich mit deiner Chefin oder deinem Chef ehrlich darüber, warum du auch weiterhin zuhause statt im Office arbeiten möchtest. Egal ob deine Beweggründe die immer noch steigenden Corona-Zahlen sind, weil du im Homeoffice produktiver arbeiten kannst oder weil du deine neu gewonnene Work-Life-Balance nicht aufgeben möchtest: die Gründe nachvollziehbar darzulegen ist notwendig. Besonders jetzt, wo die Spritpreise immer weiter ansteigen, ist das Pendeln außerdem noch unattraktiver geworden. Neben dem Zeitverlust (22% aller Pendler:innen brauchen laut dem Statistischen Bundesamt mehr als 30 Minuten für ihren Arbeitsweg, 5% über eine Stunde) belastet das Pendeln viele jetzt auch finanziell viel stärker.
Tipp 3: Kläre technische Gegebenheiten vorab
Ob das Verlagern deines Arbeitsplatzes nach Hause auch über die Homeoffice-Pflicht hinaus sinnvoll ist, ist auch eine Frage der Technik. Hier gilt es, wichtige Fragen mit deinem Vorgesetzten oder deiner Vorgesetzten zu klären. Auf welchem Gerät würdest du zuhause arbeiten, stellt die Firma auch weiterhin Laptops oder Rechner zur Verfügung? Braucht es zusätzliche technische Maßnahmen, damit du weiter im Homeoffice arbeiten kannst, beispielsweise eine VPN-Verbindung? Dass du diese Fragen klären möchtest, zeigt deiner Chefin bzw. deinem Chef, dass du gut vorbereitet bist und realistische Erwartungen an das dauerhafte Arbeiten von zuhause aus hast.
Tipp 4: Versichere deine Erreichbarkeit im Homeoffice
Besonders wenn viele Mitarbeiter:innen wieder regelmäßig ins Büro kommen, könnte deine Chefin oder dein Chef befürchten, dass du im Gegensatz zu ihnen nicht mehr gut erreichbar sein wirst. In diesem Fall kann es hilfreich sein, feste Zeiten für Telefonate oder Zoom-Meetings zu vereinbaren, um sich gegenseitig auf den neuesten Stand zu bringen und auch weiterhin Teil des Teams zu bleiben. Wenn betriebsintern ohnehin bereits Kommunikationstools wie Slack verwendet werden, ist es umso leichter, mit dem restlichen Team in Kontakt zu bleiben, obwohl du weiterhin im Homeoffice bleibst.
Tipp 5: Mache deinem Chef oder deiner Chefin die Vorteile bewusst
Mitarbeiter:innen, die im Homeoffice arbeiten, bringen Arbeitgeber:innen auch einige Vorteile. Stelle sicher, dass dein Chef bzw. deine Chefin die Argumente, die auch aus Sicht des Unternehmens für das Arbeiten zuhause sprechen, kennt – vor allem, wenn er oder sie noch nicht restlos vom Konzept Homeoffice überzeugt ist. Brie Weiler Reynolds, Karriere-Entwicklungsmanagerin bei einer Jobbörse für Arbeit aus dem Homeoffice, sieht im Homeoffice eine Win-Win-Situation für Arbeitnehmer:in und Vorgesetzte:n, wie sie in einem Interview sagt. Arbeitnehmer:innen sind vielleicht weniger gestresst, wenn sie von den Vorzüge des Homeoffice profitieren können, arbeiten also auch effektiver, weil sie sich besser konzentrieren könnten, so Reynolds. Für Arbeitgeber:innen würde es sich lohnen, den Mitarbeiter:innen Spielraum zu geben, denn dadurch würde die Motivation steigen. Außerdem können so Kosten gespart werden – zum Beispiel für Büroräume oder Möbel – und das Unternehmen hat die Möglichkeit, sich als modern zu präsentieren. Besonders für zukünftige Bewerber:innen könnte das interessant sein.
Tipp 6: Passe deine Erwartungen an
Ob eine dauerhafte oder zumindest regelmäßige Verlegung des Arbeitsplatzes ins Homeoffice möglich ist, hängt nicht nur vom Unternehmen und den täglichen Aufgaben ab, sondern auch vom Wohnort, wie eine Studie der OECD herausfand. In Deutschland war der Anteil der Erwerbstätigen, die ihre Tätigkeit ortsunabhängig – also problemlos im Homeoffice – ausüben konnten, laut der Studie in der Region Hamburg mit 44% am höchsten, in der Region Chemnitz mit 28% der Erwerbstätigen am niedrigsten. Der bundesweite Durchschnitt lag bei 36%. Realistische Erwartungen von beiden Seiten sind ein Muss, wenn es um Homeoffice-Verhandlungen geht, denn nicht immer ist es auch möglich, seinen Beruf langfristig von zuhause aus auszuüben.
Tipp 7: Schlage ein Hybrid-Modell vor
Wenn dein:e Vorgesetzte:r trotz aller Überzeugungsarbeit immer noch skeptisch gegenüber dauerhafter Heimarbeit ist, könntest du ein Hybridmodell vorschlagen. Indem du abwechselnd von zuhause aus oder im Office arbeitest, kannst du von den Strukturen und dem persönlichen Austausch im Büro profitieren, ohne deine Flexibilität und gesteigerte Work-Life-Balance im Homeoffice zu missen.
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