Die menschliche Psyche ist manchmal wirklich faszinierend und eigenartig zugleich. Welche der folgenden psychologischen Phänomene hast du selbst schon einmal erlebt?
Halo-Effekt
Beim Halo-Effekt handelt es sich um eine Wahrnehmungsverzerrung: Wir schließen von einem besonders auffälligen Merkmal einer Person auf weitere Eigenschaften dieser, obwohl uns gar keine objektiven Beweise dafür vorliegen. Diese Merkmale können etwa besondere Attraktivität, Eloquenz oder Erfolg sein. Diese nehmen wir dann so vorherrschend wahr, dass wir uns gar kein zweites Urteil über die Person erlauben – sondern automatisch schlussfolgern, welche anderen Attribute die Person besitzen muss. Ein Beispiel: Begegnen wir auffällig attraktiven Menschen, denken wir häufig gleichzeitig, dass diese auch besonders beliebt oder schlau sein müssen.
Confirmation Bias
Der Confirmation Bias besagt, dass wir Informationen immer so interpretieren, dass sie unser eigenes Weltbild bestätigen. Wir beharren dann so sehr auf unseren eigenen Überzeugungen, dass wir uns selbst von Fakten, die uns etwas anderes vermitteln wollen, nicht belehren lassen. In unseren Köpfen sind also bestimmte Meinungen verankert, für die wir im Außen immer Bestätigung ("Confirmation") suchen. Dabei legen wir uns Dinge so zurecht, dass sie diese Bestätigung erfüllen. Ein Beispiel: Eine rassistische Person geht davon aus, dass Menschen mit Migrationshintergrund kriminell sind. Deswegen filtert sie bei ihrem Nachrichtenkonsum die Meldungen so, dass sie ihre eigene Überzeugung damit füttern kann.
Sunday Blues
Der Sonntagsblues trifft viele Menschen – wie der Name schon andeutet – an Sonntagen. Dann schleicht sich plötzlich depressive Stimmung, Lethargie und miese Laune ein, obwohl eigentlich gar nichts Schlimmes passiert ist. Auslöser für den Sonntagsblues ist vielmehr das nagende Wissen, dass die Arbeitswoche am nächsten Tag wieder startet. Auch Gefühle der Einsamkeit, die auftreten können, wenn das Wochenende eher ereignislos war und man nichts unternommen hat, können zum Sonntagsblues beitragen.
Lesetipps:
- Entscheidungen zu treffen fällt dir schwer? Vielleicht leidest du unter dem Phänomen Decision Fatigue
- Impostor-Syndrom: Wie man das Hochstapler-Phänomen überwinden kann
- 10 Weisheiten von Psycholog:innen, die hilfreich für jede:n sind
- Kennst du den Dunning-Kruger-Effekt?
- Helfersyndrom – warum die Sucht zu helfen uns schaden kann
Parkinsonsche Gesetz
Schonmal eine Hausarbeit bis zur letzten Minute aufgeschoben? Ja, das haben wir alle – und sind damit dem Parkinsonschen Gesetz zum Opfer gefallen. Das dürfte jeder und jedem früher oder später einmal im Schulleben, im Studium oder bei der Arbeit begegnet sein. Es geht um unser Zeitmanagement: Laut Parkinsonschem Gesetz dehnen wir unsere Arbeit nämlich immer auf den uns dafür zu Verfügung stehenden Zeitraum aus. Wenn wir im Studium für eine Hausarbeit einen Monat zur Verfügung stehen haben, wird es auch einen Monat lang brauchen, um diese zu schreiben. Steht uns nur eine Woche zur Verfügung, schreiben wir sie innerhalb einer Woche. In den seltensten Fällen aber beenden wir unsere Aufgaben schon etwa in der Hälfte der Zeit, die uns zur Verfügung steht. Je mehr Zeit wir für etwas haben, desto länger brauchen wir auch dafür.
72-Stunden-Regel
Dieses psychologische Phänomen ist leicht erklärt: Die 72-Stunden-Regel besagt, dass wir mit To-Dos und Vorhaben binnen 72 Stunden anfangen müssen – sonst sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass wir sie überhaupt noch erledigen, auf ein Prozent. Na dann: Jetzt direkt mal bei der Versicherung anrufen – sonst wird das wieder nichts!
Pendler-Amnesie
Bei der Pendler-Amnesie geht's darum, dass Pendler:innen Untersuchungen zufolge so oft unter einem hohen Stresspegel leiden, dass ein Großteil der Strecke aus ihrer Erinnerung radiert wird und sie dadurch innerhalb einer Woche einen ganzen Arbeitstag aus ihrer Erinnerung verlieren. Dieses psychologische Phänomen kann übrigens alle Menschen betreffen – denn wer gestresst ist, neigt eher dazu, Dinge zu vergessen.
Vorführeffekt
Zugegeben, den kennen wir alle! Aber gerade weil der Vorführeffekt so weit verbreitet ist, soll er hier nicht unerwähnt bleiben. Woran liegt's, dass wenn wir anderen etwas vorführen oder demonstrieren wollen, das gewünschte Ergebnis einfach nicht eintritt – obwohl es davor immer geklappt hat? Beispiel: Wir wollen jemandem unsere gerade neu erlernten Jonglierkünste zeigen, aber bei der Vorführung klappt's überhaupt nicht und die Bälle fallen zu Boden. Dahinter steckt keine Hexerei, sondern in den meisten Fällen schlicht und einfach Nervosität.
Mehr Themen: